"Zug der Liebe" findet - wie bereits 2016 - erneut am 1.Juli 2017 statt.
Wieder ein neuer Event zum Party-machen in Berlin mit Tanz durch Berlin hinter Technowagen - wird das "Zug der Liebe"?
Eine politische Demonstration? Eher nicht. "Überwiegend junge Leute" ? Viele, und zwischen 30 und 50, Pärchen 60 und 70+.
Tanz hinter Techno-Wagen durch die Szene-Bezirke Berlins
Zug der Liebe 2015 - mit Wiederholung
Anspruch: Zeichen für "Gemeinschaft, Liebe und Mitgefühl" setzen
Samstag 25. Juli 2015: Als ich das Rumm der Bässe von Techno am Schreibtisch sitzend höre, weiss ich, jetzt biegen sie von der Danziger kommend bald oder schon in die Prenzlauer Alle
ein. Sie=Berlins neuer Event "Zug der Liebe". Mit Fahrrad und Fotoapparat mache ich mich auf den kurzen Weg. Von der S-Bahn-Station Prenzlauer Alle strömen bereits Menschen die Magistrale
Prenzlauer Alle in Richtung Danziger Strasse, meist in Gruppen. Sie haben hier verkehrsgünstig ihren "Einstieg" in den Zug zum Mitmachen gewählt, der vor zwei Stunden um 15.00 Uhr an der
Petersburger Strasse Nähe Landsberger Alle gestartet war. Eine Route durch Ostberlin, anders als früher die Love Parade in Charlottenburg zur Siegessäule, der
CSD von Charlottenburg zum Brandenburger Tor oder Karneval der Kulturen mit Start in Neukölln, der Zug durch und nach Kreuzberg.
Veranstalter des neuen berliner Event "Zug der Liebe" ist ein Zusammenschluss von Veranstaltern, Musikern und Medienleuten, der Zug durch Berlin war angekündigt als
"politische Demonstration".
Ich will mir einen eigenen Eindruck verschaffen, nicht bei der Abschlussfete hinein in die Nacht - dort treffen sich vermutlich überwiegend junge Leute zur Party. Sondern inmitten des 10 km langen Weges der "politischen Demonstration" durch die Szene-Stadtteile Prenzlauer Berg, Ostberlins Mitte, Friedrichshain bis zur Arena in Treptow zur Abschlussfete mit DJ.
Partystimmung, Tanz hinter Musikwagen, heterogenes Publikum
Die Teilnehmer wissen nicht, denn es sagt ihnen keiner der Veranstalter durchs Mikrofon, als sie hinter dem Musikwagen mit Motto "Mehr Grünflächen" in der Danzinger Strasse tanzen, dass direkt neben der Strasse das schöne Grün mit Rosen am Arnswalder Platz mit grossem Brunnen von einer berlinweit bekannten Kiez-Initiative ehrenamtlich gepflegt und erhalten wird, Berufstätige und Rentner bei den Aktiven. Pro-Bötzow-Kiez e.V. unterhält eine Bibliothek, sammelt für die in Pankow untergebrachten Flüchtlinge und ehrt an Gedenktagen von den Nazis Ermordete wie Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. - Die Musik-Wagen biegen um die Kurve Danziger / Prenzlauer Alle. Ich parke mein Fahrrad, mische mich unter die Menschen. Die Strassenbahn muss warten, quer über die Gleise laufen Menschen. Es ist eine friedliche und freundliche Stimmung. Ein paar Anwohner schauen zu.
Dicht gedrängt ein Pulk junger Menschen beim Tanz hinter den Musik-Wagen - das ist so beim neuen Event "Zug der Liebe" nicht anders als früher bei der Love Parade oder im
hinteren Teil des Zuges beim Karneval der Kulturen. Welcher Musik-Wagen inhaltlich - das ist egal. Partystimmung hat keine konkrete Botschaft. Wirkt als Gemeinschaft.
Keine Transparente oder Plakate im "Zug der Liebe" bei Teilnehmern, die auf politische Anliegen hinweisen, auffallend viele der Jüngeren bis 25+ mit offenen Getränkeflaschen in der Hand, kein Mineralwasser und kein Bier.
Ich sehe keine Familien mit Kinderwagen oder Kinderfahrrad dabei wie bei der Fahrrad-Sternfahrt, beim
CSD oder Karneval der Kulturen. Aber anders als
bei der früheren Love-Parade - ich war als Zuschauerin am Strassenrand des 17.Juni in Charlottenburg mehrfach dabei - ist die Alters-Trennung zwischen den sehr Jungen und den
"Grufties" bereits ab 30+ hier im "Zug der Liebe" bei den Teilnehmern aufgehoben. Das ist gut so!
Es marschieren zwar mehrheitlich Jüngere mit, aber doch beträchtlich viele "mittleren Alters" von 40-50 und mehrere Paare und Einzelne aus der Altersgruppe 60+ und älter. Wahrscheinlich sind
diese Menschen gekommen, um ein Zeichen zu setzen für mehr Gemeinschaft, auch zwischen den Generationen. Nicht nur zur Party.
Im Vergleich mit dem CSD Christopher Street Day 2015 in Berlin scheint mir dieser "Zug der Liebe" trotz der heterogenen - immerhin - Alterszusammensetzung recht unpolitisch, keine "politische Demonstration".
Als die meisten Wagen vorbeigezogen sind, überhole ich den Zug mit dem Fahrrad über Parallelstrassen. Auf dem Kollwitzmarkt werden die letzten Stände abgebaut. Beim Wasserturm sehe ich Mann und Frau mit zwei kleinen Kindern zur grünen Hochfläche die Treppe hoch steigen. Die zahlreichen Cafes und Restaurants im Kiez sind gut besucht, Terassen im
Freien. Die Sonne scheint. Die Ruhe ist ein Kontrast zur Techno-Musik, die leise aus der nahen Prenzlauer Alle herüber klingt.
Praktische Tipps: Feste Schuhe, Rucksack und Fahrrad sichern
Es ist und ich empfinde es als ein berliner Lebensgefühl, solche Events mit Musik-Wagen, tanzenden jungen Leuten dicht gedrängt im Pulk und Toleranz gegenüber Anderen. - Die
Veranstalter danken am Ende des Zuges der "Polizei, die uns hilft". Das stimmt. Den Dank werden die Polizisten wohl öfter hören, denn die eher kurze Strecke ist noch 2-3 Stunden
lang. Hinter dem letzten Musik-Wagen stehen Fahrzeuge der Stadtreinigung bereit. Ohne Zeitlücke wird die Fahrbahn vom Müll gesäubert.
Jede/r Teilnehmer ist irgendwann das erste mal bei einem solchen Event mit Musik-Wagen.
An diese ein paar praktische Tipps:
- Feste und bequeme Schuhe anziehen. Es liegen öfter zerbrochene Glasflaschen auf dem Weg.
- Freiluftveranstaltungen sind wetterabhänig, ein Regenumhang ist leichter als ein Schirm.
- Ein Rucksack für Essen, Getränke und Wechselkleidung ist praktisch.
- Aber Wertsachen bitte diebstahlsicher im Beutel am Körper tragen. Berlin ist eine Stadt der Diebe, die sich immer dort einfinden, wo viele Menschen eng gedrängt anwesend sind.
- Während stundenlangem Marsch und Tanz in der Sommerhitze Trinken. Getränke in Plastikflaschen, Wasser, führen zumindest nicht zur Verletzungsgefahr durch Glasscherben.
- Fahrrad mit Reifen "unplattbar" ist recht nützlich, wenn man mit Glasscherben rechnen muss.
- Fahrrad in Berlin vor Diebstahl sichern ist in Berlin echt schwer. Ich spreche aus Erfahrung. Innerhalb eines Jahres sind mir zwei Fahrräder gestohlen worden - natürlich mit gutem Schloss am Zaun gesichert, sogar im Innenhof des Hauses.
- Und wenn es "voll" wird, gebaute Engpässe meiden, die ohne seitliche Fluchtmöglichkeit sind und auf andere achten.
Und nicht zuletzt: Viel Freude, Spaß haben und genießen....
Nachtrag am 27. Juli 2015: Laut Polizei waren es am Ende 28.000 Menschen, die Veranstalter schätzen noch mehr. Eine Wiederholung in Folgejahren war 2015 von Veranstaltern nicht geplant.
Texte und Fotos: Helga Karl 25. Juli 2015 KiezNetzwerk Berlin KNB KNBerlin
mit Aktualisierung der jährlichen Veranstalterdaten Ort - Zeit
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